24h-Rudern beim BRC Hevella

Drei Ruderboote starten zum 24h-Rudern

24 Stunden im „Zweier+“ sitzen und wie besessen rudern, rudern, rudern… Muss das sein?!

Diese Frage kann gewiss von einigen Ruderinnen und Ruderern beantwortet werden, die sich einmal oder auch schon öfters über eine Ruderstrecke bei Sonne, Wind oder Sturm, Regen und bei Mondschein gequält hatten. Manche sagten anschließend: nie wieder. Andere wiederum wurden süchtig und kommen immer wieder zu dieser einzigartigen Regatta!

Corona hatte es den „24h-Ruderer*innen“ in den letzten drei Jahren gewiss nicht leicht gemacht. 2020 und 2021 fiel die Veranstaltung wegen behördlicher Auflagen aus, und 2022 konnte coronabedingt keine Mannschaft trainieren, so dass wir die Veranstaltung wegen fehlenden Meldungen mit größtem Bedauern ausfallen lassen mussten.

In diesem Jahr sollte alles anders werden und alte Höhepunkte wieder gerudert oder sogar verbessert werden. So unsere Planung!

Das 24h-Rudern 2023 beim Berliner RC Hevella war diesmal etwas anders als in den letzten erfolgreichen Jahren. Voller Vorfreude wurden Ausschreibung und Meldeformulare per Mail an eventuell interessierte Ruderinnen und Ruderer verschickt. Wir hatten gehofft, dass nach 3 Jahren Marathon-Abstinenz die Meldungen recht zahlreich eintreffen werden. Leider meldeten sich jedoch nur drei Mannschaften an. Nach einigem Überlegen, ob das 24h-Rudern nun zum vierten Mal ausfallen sollte und die Regatta damit vielleicht tot wäre, setzte sich letztendlich das Motto durch „The Show Must Go On“.

Am Freitag um 17:00 Uhr trafen also die teilnehmenden Mannschaften im Bootshaus ein. Die Boote wurden für die Regatta mit Abdeckungen für den Bug- und Heckbereich fit gemacht. Am weitesten angereist war eine Frauen-Renngemeinschaft Bremen/Benrath/Darmstadt, wobei die beiden Berliner Boote vom RC Tegel fast schon einen „Heimvorteil“ hatten, wenn da nicht noch die zu rudernden Kilometer wären… Alle Teilnehmenden wollten die 24 Stunden durchrudern, so dass keine alternative 12h-Regatta aufgestellt wurde. Die Logistik für die Regatta war bereits von unserer Sportvorsitzenden Frauke und ihrem Helferteam vorbereitet. Abends fand die Regattabesprechung statt, in der Frauke anhand von Flipcharts die Teilnehmenden über die diesjährige Route informierte:

Aufgrund der Mannschaftszusammenstellungen waren die zu rudernden Strecken etwas angepasst. Die 1. Runde mit 79 km ging wie immer über Ketzin/Werder/Potsdam/Hevella, die 2. Runde blieb ebenfalls wie immer mit 36 km über Glienicker Brücke. Nur die 3. Runde (Glienicker Brücke) wurde diesmal in 2x Imchen mit jeweils 20 km geändert. Übrig blieben dann „nur“ noch die diversen Runden der Strecke Rohrdammbrücke auf der Spree sowie einige „Füll-Fahrten“ wie Gemünd oder Freybrücke, um die Zeit bis 6.00 Uhr am Sonntag zu überbrücken.

Auf hiesige Verkehrsregeln, Sicherheitsmaßnahmen und Fahrwassertonnen an der Spreemündung wurde extra noch einmal hingewiesen, da Ehrgeiz zwar löblich ist, jedoch die Gesundheit und Sicherheit Vorrang haben müssen. 24h-Rudern ist nun mal keine gemütliche Wandertour, sondern eine harte Regatta, die oftmals Leistungsgrenzen übersteigt.

Nach traditionellem Nudelessen mit Bier oder anderen Getränken war dann nur noch Schlafen, Schlafen, Schlafen angesagt.

Sonnabend wurde das Rennen bei mildem Wetter von unserer Sportvorsitzenden pünktlich um 6:00 Uhr gestartet. Ein Start, als ob nur 2000 m zu rudern waren – keine ahnte bis jetzt, dass die kommenden Kilometer demnächst Beschwerden an Po und Händen einfordern würden! Der 1. Streckenposten, an der Ketziner Fähre nach 34 km, war diesmal nicht besetzt (der 2. Streckenposten am Steg vom RV Astoria am Kleinen Wannsee jedoch besetzt). Verabredet war eine kurze telefonische Rückmeldung mit Uhrzeit an die Regattaleitung. Weiter ging die Strecke über Werder, Potsdam, Glienicker Brücke bis Hevella. Dort war dann die 1. Runde mit 79 km geschafft und die 2. Runde um die Glienicker Brücke mit 36 km konnte in Angriff genommen werden.

Die Mittagspause mit Nudelstärkung war laut Ausschreibung nach der 2. Runde (115 Km) geplant, wegen der diesmaligen Mannschaftszusammenstellung wurde diese Regel jedoch „aufgeweicht“: Pausen waren nach Absprache mit der Regattaleitung zu jeder Zeit möglich.

Erstaunlich war, dass alle drei Mannschaften bis jetzt zeitlich immer noch vertretbar auseinander lagen. Es gab keine „Ausreißer“ sowohl noch oben oder auch unten, was vermutlich dem geringen Teilnehmerfeld geschuldet war. Selbst nach der 3. und 4. Runde (Imchen) blieb der zeitliche Abstand der Boote noch recht kurz.

An dieser Stelle einen besonderen Dank an unseren Ruderkameraden Axel vom RV Oberhavel/Hennigsdorf, der die Arbeit des Streckenposten/Betreuer am Hevellasteg übernahm. Er hatte auch einmal am 24h-Rudern teilgenommen und ist dieses Virus wohl auch noch nicht so richtig losgeworden.

Für die letzten Runden war dann die Strecke zur Rohrdammbrücke auf der Spree dran. Diese Strecke war beim 24h-Rudern schon immer berüchtigt. Sie ist zwar mit jeweils 13 km verhältnismäßig kurz, die abnehmende Kondition und Müdigkeit machen sich nach den vielen Ruderstunden jedoch immer stärker bemerkbar. Alle Körperteile melden sich abwechselnd zum Protest. Hinzu kam diesmal noch die Baustelle an der Spreemündung zur Havel am „Spandauer Horn“, wo gerade die Spreemündung erweitert wird, mit immer wieder neuen Fahrwassertonnen die Ruderstrecke unübersichtlich macht und für Überraschungen im Dunklen sorgt.

In den letzten dunklen Stunden auf der Spree zur Rohrdammbrücke kam es dann zum Fight zwischen den drei Booten. Keiner durfte bzw. wollte aufhören, da sonst die anderen gewonnen hätten. Selbst die letzten 30 Minuten wurden noch von allen Mannschaften mit „Füllfahrten (Freybrücke, TIB usw.) komplettiert! Dadurch ging die Regatta tatsächlich unerwartet bis zum Schluss!

Nach dem Frühstück um 7:00 Uhr begann die Siegerehrung mit der Überreichung der Siegertafel an die 1. Mannschaft. Erstaunlich war, dass die Tafel nach so einer Kraftanstrengung überhaupt noch locker angehoben werden konnte, wenn man weiß, dass diese von Willi Neffgen angefertigt wurde. Normalerweise kann man seine Preise ohne Bodybuilding-Stunden kaum stemmen.

Allen Teilnehmenden der Regatta wurde anschließend noch eine gravierte Erinnerungsmedaille zugeschickt.

Hier geht’s zu den Platzierungen

Und auch immer wieder erstaunlich: Allen hat es gefallen und alle wollen im nächsten Jahr eventuell wieder mitmachen! Das freut besonders das Regattateam und lässt hoffen, dass sich im nächsten Jahr wieder mehr Mannschaften melden und Abmeldungen auf ein Minimum beschränkt bleiben.

Trotz kleinem Teilnehmerfeld war es richtig, diese Ausnahmeregatta durchzuführen und die Planung für weitere Jahre aufrechtzuerhalten. Hoffen wir deshalb darauf, dass dieses Jahr wieder viele Boote daran teilnehmen und es beim Start fast zur „Drängelei“ kommt. Diese Regatta hätte es verdient!  

Und zum Schluss:

Einen besonderen Dank möchte ich auch noch an allen Ruderkameradinnen und Kameraden aussprechen, die mit viel Mühe an der vorbereitenden und durchzuführenden Organisation zu diesem 24h-Rudern beigetragen haben. Sich die Zeit dafür zu nehmen und sich die Nacht um die Ohren zu schlagen ist auch nicht so ohne!

Gerd K.