45. Herrenfahrt auf der Schlei

Vom 28. Mai  bis zum 2. Juni dauerte diesmal das alljährliche Treffen der Ruderer aus Berlin und Bonn zu Himmelfahrt. Die Hevellen hatten das für uns Bonner unbekannte Ruderrevier Schlei ausgesucht mit dem Standquartier Thomsen’s Motel in Kappeln. 9 Teilnehmer kamen aus Berlin  und 8 aus Bonn. An Booten brachten die Hevellen zwei Vierer und einen Dreier jeweils mit Steuermann mit. So waren immer 14 Ruderer auf Wasser und 3 übernahmen den Landdienst. Das Quartier teilten wir uns mit einer Motorradgruppe, was aber problemlos klappte.

Die Hinfahrt am Dienstag von Bonn nach Kappeln ging schneller als gedacht, kein großer Stau, kein Unwetter. Nach der Begrüßung zwischen den Ruderern und dem Bezug der Zimmer ging es dann in die Innenstadt zuerst in die „Bierakademie“. Nach 2-3 Bierchen spazierten wir zum gemeinsamen Abendessen in die „Fährschenke“. Dort gewöhnten wir uns schon mal an die Hauptspeise im Norden: Fisch satt!

Die Schlei ist kein Fluss sondern eine Binnenförde oder Fjord der Ostsee, eingebettet in eine Hügel- und Auenlandschaft. Außerdem ist sie ein Laichgebiet für den Ostseehering. Die Wikinger benutzten die Schlei auch als Weg zur Nordsee, denn von Schleswig sind es nur 14 Kilometer bis zum Fluss Treene, der dann in die Nordsee mündet. Die Waren und selbst Schiffe wurden dabei auf Wagen verladen. Damit wurde der stürmische Weg über das Skagerrak und Kattegat von der Ostsee zur Nordsee vermieden.

Der erste Rudertag führte uns von Kappeln westwärts mit einer Mittagspause in Lindaunis, wo es eine Klappbrücke über die Schlei für die Bahn, Autos, Fahrräder und Fußgänger gibt, weiter durch die Große und Kleine Breite bis nach Schleswig. Die Boote wurden beim dänischen Slesvig Roklub gelagert und dann ging es in die Stadt zum Abendessen in ein Restaurant, das uns von einem einheimischen Ruderer empfohlen und reserviert wurde und wir mit einem Gratis-Schnaps begrüßt wurden.

Da die Wettervorhersage für den zweiten Tag schlecht war, besichtigten wir das Wikinger-Museum Haithabu, ein UNESCO-Welterbe. Es liegt am Haddebyer Noor, einem Binnensee mit Verbindung zur Schlei. Dort erfuhren wir, dass die Wikinger (= Seekrieger) nicht nur vom Plündern lebten, sondern auch als Fischer, Bauern, Handwerker und Händler tätig waren. Haithabu  wurde etwa um die Zeit 800 unserer Zeitrechnung gegründet, war die südlichste Siedlung der Wikinger, im 10. Jahrhundert das wichtigste Handelszentrum im Ostseeraum und hatte vermutlich gegen 2.000 Bewohner. Im Museum wurden die Entwicklung und die Zerstörung im 11. Jahrhundert aufgezeigt und mit Runensteinen, Schmuck, Münzen und Gebrauchsgegenständen dargestellt. Interessant war auch ein Langschiff mit einer Länge von 23 Metern, das aus einigen Fundstücken rekonstruiert war. Nach dem Museumsbesuch besichtigten wir noch gemeinsam das romantische kleine Fischerdorf Holm bei Schleswig mit engen Gassen und Kopfsteinpflaster sowie kleinen aber gut gepflegten Häusern mit Rosenstöcken an den Eingangstüren. Der Bonner Bus fuhr dann noch nach Schleswig und besichtigte den Dom St. Petri, der aber leider eingerüstet war und man vieles nur erahnen konnte.

Am dritten Tag wurde dann wieder gerudert aber nur von Schleswig bis Lindaunis. Dort gab es wieder bei der Gaststätte am Campingplatz etwas zu Essen und dann ging es zurück nach Kappeln. Nachdem wir uns stadtfein gemacht hatten, spazierten wir zum Schlei-Ufer. Dort fanden die traditionellen „Heringstage“ statt. Das ist wie bei uns Kirmes. Es gab viele Stände mit allen möglichen Leckereien in fester und flüssiger Form und natürlich auch Andenken. Der Abend wurde lang und feuchtfröhlich.

Am letzten Tag wurden die Boote noch von Lindaunis nach Kappeln gerudert. Da aber der Wind zugenommen hatte und die Wellen immer höher wurden, wurde das vorgesehene Ziel Schleimünde gestrichen, die Boote aus dem Wasser genommen und verladen. Lediglich einige wagemutige Ruderer versuchten noch weiter zu rudern, kehrten aber ziemlich schnell wieder um, weil es einfach zu gefährlich wurde. Den letzten Abend verbrachten wir bei „Zeus“, einer griechischen Gaststätte und ließen die Tour nochmals Revue passieren.

Am Sonntag nach dem ausgiebigen Frühstück und den üblichen Abschiedsworten und -umarmungen sowie dem Schwur: Nächstes Jahr sehen wir uns wieder, wurde dann die Heimreise angetreten. Diesmal hatten wir das erwartete Chaos und hangelten uns von einem zum nächsten Stau. So wurde es dann doch relativ spät, bis wir in Bonn ankamen.

Jetzt sind wir Bonner dran und müssen uns für die Herrenwanderfahrt im nächsten Jahr eine schöne Strecke ausdenken.

Peter B.